Unter dem Titel „Auf dem Weg zu alter Stärke?“ fand unsere 16. K-Tagung am 4. September 2025 in der Kölner Flora statt. Wir haben alle Vorträge auf einen Blick für Sie zusammengestellt.
Grußwort des Gastgebers
Onnen Siems, Geschäftsführer, Meyerthole Siems Kohlruss
Onnen Siems blickt auf herausfordernde letzte Jahre zurück: Hohe Inflation bei nicht ausreichenden Beitragsanpassungen hat die Ergebnisse stark belastet. Umso erfreulicher der aktuelle Blick: „Unsere Hochrechnungen bestätigen den Titel der Tagung „Kraftfahrt – zurück zu alter Stärke“! Wir steuern auf fast 40 Mrd. Euro Beitragsvolumen zu und erwarten für das Anfalljahr 2025 ein endabgewickeltes Ergebnis von sehr guten 94%.“, prognostizierte der Gastgeber der K-Tagung Onnen Siems (MSK) in seinem Grußwort. „Ein Grund zur Zuversicht!“
Ist der deutsche K-Markt auf dem Weg zurück in die Profitabilität?
Alexander Erpenbach, Leiter der Hauptabteilung Sach/HUK-Betrieb, DEVK
Alexander Erpenbach machte in seinem Beitrag deutlich, dass die aktuelle Phase steigender Profitabilität nicht als Selbstläufer betrachtet werden darf. Dabei bieten unterjährige Hauptfälligkeiten klare Kosten- und Resilienzvorteile. Gleichzeitig betonte er, dass die ertragreichen Jahre genutzt werden müssen: Und zwar nicht für kurzfristige Preiswettbewerbe, sondern um sich strukturell und strategisch auf den nächsten unvermeidbaren Abwärtstrend vorzubereiten.
Die Perspektive des größten Rückversicherers
Stefan Schmuttermair, Bereichsleiter, E+S Rückversicherung AG
Stefan Schmuttermair zeichnete in seinem Vortrag „Der K-Markt aus Sicht der E+S Rück: Der Motor läuft wieder – aber ist der Tank wirklich voll?“ ein differenziertes Bild des deutschen K-Marktes. Nach den schweren Jahren ist der Markt schneller als erwartet in die Gewinnzone zurückgekehrt. Die Schadenfrequenz ist stabil, und kurzfristig ist die Branche profitabel. Doch langfristig droht ein Verdrängungswettbewerb.
Er ruft die Branche dazu auf, die derzeitigen Gewinne nicht leichtfertig in den Preiswettbewerb fließen zu lassen, sondern konsequent in Innovation und Datenkompetenz zu investieren.
Wer es schafft, Daten systematisch zu sammeln, zu analysieren und als Entscheidungsgrundlage zu nutzen, kann sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil sichern. Deshalb wird die E+S Rück den in Gründung befindlichen Kraftfahrt-Datenpool von MSK mit großer Überzeugung fördern.
Neues aus dem Pricing-Labor
Dennis Heinig, leitender Berater, MSK und Stefan Wirtz, Geschäftsführer, We Enable Service GmbH
Dennis Heinig stellte die Bedeutung von datenbasierten Erkenntnissen für eine erfolgreiche Steuerung vor und beleuchtete dabei die Rolle der MSK-Datenpools, die Versicherern präzise und fundierte Einblicke liefern. Künftig wird auch der deutsche Kraftfahrt-Datenpool differenzierte Risikomodelle und Prognosen ermöglichen. Mit der Bereitstellung der Ergebnisse im Frühsommer können die wertvollen Erkenntnisse unmittelbar in der bevorstehenden Wechselsaison genutzt werden.
Im zweiten Teil des Vortrags „Neues aus dem Pricing-Labor“ gab Stefan Wirtz Einblicke in die Zukunft der Telematik. Während klassische Telematikmodelle oft zu komplex, teuer und kundenunfreundlich seien, setzt Telematik 2.0 auf ein einfaches, sensorloses Modell, das direkt mit dem Fahrverhalten der Kund:innen verknüpft ist und monatliche Rückerstattung ermöglicht.
Der Vergleichsmarkt aus österreichischer Perspektive
Reinhold Baudisch, Gründer und Ex-CEO Durchblicker.at
Reinhold Baudisch, Gründer des österreichischen Vergleichsportals Durchblicker.at zeigte in seinem Vortrag, wie Künstliche Intelligenz Vergleichsportale unter Druck setzen kann. Schon heute sinkt die Nutzung deutlich, da Verbraucher:innen sich zunehmend direkt von KI-Systemen beraten lassen. Mit dem Aufkommen von KI-Agenten könnten Versicherer durch eine Optimierung ihrer Webseiten die Kundenkontakte zurückgewinnen.
KI-freundliche Inhalte, eine schnelle Webseite und klare Daten sind entscheidend, um in der digitalen Beratung sichtbar zu bleiben.
Droht ein neuer Inflationsschock?
Bernd Zens, Präsident des Verwaltungsrats, Echo Re
Bernd Zens beleuchtete die aktuelle Inflationslage und ihre Auswirkungen auf den K-Markt. Zwar habe sich die Inflation seit den Höchstständen der letzten Jahre beruhigt, dennoch sorgen politische Spannungen, Energiepreise, Zölle und steigende Arbeitskosten für Unsicherheit und könnten jederzeit neue Preisschübe auslösen.
Für die kommenden Monate zeigte Zens zwei mögliche Szenarien auf: Entspannung, wenn schwache Konjunktur und günstige Energiepreise Preisschocks abfedern, oder Stagflation, falls Zölle, steigende Löhne und Energiepreise die Kosten dauerhaft erhöhen. Ob ein neuer Inflationsschock bevorsteht, ist offen – sicher ist, dass Indikatoren wie Erzeugerpreise, Energiepreise und Wechselkurse genau beobachtet werden müssen.
Kraftfahrt aus Sicht eines OEMs
Udo Jüngling, Director Sales Europe, Toyota Insurance Management SE
Die Steigerung des Vehicle Lifetime Value durch die strategische Nutzung von Versicherungen der Toyota Insurance Services wurde von Udo Jüngling vorgestellt. Usage-Based Insurance und Maßnahmen zur Diebstahlprävention standen dabei im Fokus.
Für OEMs ist die Versicherung daher ein integraler Teil moderner Mobilitätsstrategien. Dabei machte er deutlich, dass hier innovative Marketingstrategien erforderlich sind.
Future of mobility – Insights from Silicon Valley
Dr. Georg Fürlinger, Geschäftsführer, Atlantics Innovation
Dr. Georg Fürlinger zeichnete in seinem Vortrag ein klares Bild der Zukunft der Mobilität. Vier zentrale Innovationstreiber prägen den Wandel: Automatisierung, Elektrifizierung, Sharing-Modelle und Connectivity.
Dabei stellte er heraus, warum das Silicon Valley zum Motor globaler Innovation geworden ist: eine geringe Austauschbarriere, hohe Toleranz für Fehler, eine gelebte Feedbackkultur, die Bereitschaft, langfristig zu denken sowie eine geringe Risikoaversion. Hinzu kommt das Zusammenspiel von Universitäten und Unternehmertum.
Impulse für die Kraftfahrtversicherung – Fokusthemen in K aus Sicht des Regulators
Axel Oster, Abteilungsleiter Gruppenaufsicht, BaFin
Axel Oster stellte die Bedeutung der (risikogerechten) Tarifierung „als essentiellen Bestandteil der Wertschöpfungskette eines Versicherers heraus“.. Sie sei nicht nur entscheidend für Ertrags- und Vermögenslage der Versicherer, sondern auch für Fairness und Kundennutzen.
Dabei legte er einen Schwerpunkt auf die Ergebnisse einer BaFin Erhebung zu „Differential Pricing Practices“: Die Mehrheit der Versicherer betreibt eine geringere zusätzliche Preisdifferenzierung außerhalb der risikogerechten Tarifierung. Dabei sind Bündelrabatte oder Loyalitätsprogramme unkritische Kriterien, sofern diese durch Kostenvorteile gerechtfertigt sind. Auffällig waren hingegen Praktiken wie „Price-Walking“ (nachträgliche Verteuerung für Bestandskunden) oder sehr hohe Zuschläge bei schlechter Bonität. Oster betonte, dass die BaFin das Thema Pricing Practices künftig noch stärker in den Blick nehmen werde.
Das Moderationsduo
Mit Fachkenntnis und Charme führten Carina Götzen, leitende Beraterin, und der leitende Berater Dennis Heinig, beide MSK, durch die Veranstaltung.
Zum Abschluss verkündete Carina Götzen eine wichtige Neuerung: Die K-Tagung 2025 war die letzte ihrer Art.
2026 werden die beiden etablierten MSK-Veranstaltungen Brennpunkt Rückversicherung und K-Tagung von einem neuen Format abgelöst: dem Komposit Kompass. Die Premiere findet am 16. Juni 2026 statt. Markieren Sie sich den Termin schon heute vor!
VM4K
Jörg Vogelsang, MSK repräsentierte den VM4K mit eigenem Stand auf der diesjährigen K-Tagung. Der gemeinnützige Verein ermöglicht einen engen Austausch zwischen Versicherern, Forschung und Lehre sowie jungen Talenten zur Förderung der Versicherungsmathematik im Bereich der Kraftfahrtversicherung. Besonders erfreulich: es konnte am Tag der Veranstaltung ein neues Vereinsmitglied gewonnen werden!